Anleitung, die Deutschen zu lieben

Deutschland hatte grüne Augen

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La Germania aveva gli occhi verdi

Deutschland hatte grüne Augen

Das große Deutschland ist mit eisigen grünen Augen geboren. Wie eine Nibelungengöttin zauberte die Sprinterin Katrin Krabbe ihre Gegnerinnen auf der Startlinie fest. Laut Bildzeitung war die Königin der Leichtathletik die einzige, die Ossis und Wessis vereinen konnte. Aber das währte nicht lang. Katrin Krabbe, die im Spätsommer 1990 in Split zum letzten Mal im blauen Trikot der DDR gelaufen war, wenige Wochen vor der Wiedervereinigung, wagte zu sagen, daß ihr Herz für die Flagge mit Hammer und Zirkel schlage, die jenseits der Mauer wehte, und daß ihre Heimat der Osten bleibe. Da wurde mit einemmal festgestellt, daß ihre Schnelligkeit ein Ergebnis marxistischer Manipulationen chemischer Natur war, und Katrin Krabbe wurde disqualifiziert, obgleich ihre Schuld nie völlig zweifelsfrei erwiesen wurde.

Mehr als die Pülverchen fürchteten die Kollegen aus dem Westen die Gefährdung ihrer Plätze in der Mannschaft. So waren die Meister gezwungen zu emigrieren, und dank der von uns engagierten Zauberin des Schlittens haben wir den Deutschen bei der letzten Olympiade die Goldmedaillen entrissen.

Von uns? Die Fernsehkommentatoren unterscheiden sorgfältig zwischen Italienern und Südtirolern, man muß aber wirklich sagen, daß sie uns gegenüber mehr als Sympathie zeigen. Begeistert applaudieren sie unseren Langstreckenläufern und den Ferraris (Berger ist Österreicher, nicht Deutscher) und erkennen die Überlegenheit von Juve, Inter, Milan oder Parma an, wenn sie zum Siegen kommen. Trapattoni ist für sie der beste, eben »deutsche« Trainer der Welt, und sie konnten ihn locken.

Die Sprecher haben nur ein Laster: Wenn sie über ein Turnier berichten, dann beginnen sie mit dem Ergebnis ihres Landes. Die deutschen Florettfechterinnen haben sich an vierter Stelle placiert, und man wartet eine halbe Stunde, bis man erfährt, wer denn nun gewonnen hat, und manchmal erfährt man es nie.

Eine läßliche Sünde. Die Deutschen sind übrigens nicht nur Matt-scheibensportler. Sie schauen schon (mehr Tennis als Fußball), sind aber auch selbst aktiv. Die Wanderer marschieren vierzig Kilometer durch den Schwarzwald, womöglich auf Heideggers Spuren, um Schweiß und Philosophie miteinander zu verbinden, und fahren wie die Wilden Rad. Die Radler sind wirklich eine Plage, die letzten Erben der deutschen Ritter: Leidenschaftlich stürzen sie sich in die Fußgängerzonen, wobei sie den Passanten ausweichen wie Tomba den Slalomstecken, und zerschmettern trotzig an Autos, nur um nicht auf ihre Vorfahrt verzichten zu müssen.

Es ist die einzige »sportliche« Überheblichkeit, die ich an den Deutschen feststellen kann. Während wir immer verkünden, die besten Fußballer der Welt zu sein, und von einem zweiten Platz enttäuscht sind, sind sie dankbar für das, was kommt, und erkennen die Überlegenheit des jeweiligen Gegners an. Kaiser Franz (Beckenbauer ist übrigens einer der wenigen Namen, die unsere Reporter korrekt aussprechen können) hat eine Autobiographie mit dem lapidaren Titel Ich geschrieben, der bayerische Selbstironie verrät.

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