Anleitung, die Deutschen zu lieben

Wenn alles anfängt

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© il Deutsch-Italia
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Gewiß gehört Baring zu jenen Historikern, die von der »Bildzeitung« und der Springerpresse geschätzt werden, aber er fügt hinzu, viele würden glauben, daß sich mit der Wiedervereinigung nichts ändere, man habe, gegen alle Erwartungen und Absichten, die DDR geschenkt bekommen.

Die Aufgabe ist ungeheuer groß, aber zu schaffen. Eigentlich, beruhigt man sich, entsprechen die 16 Millionen Bürger der ehemaligen DDR der Einwohnerzahl eines Bundeslandes wie Nordrhein- Westfalen. Die DDR, warnt Baring, sei nicht nur ein finanzielles, sondern auch ein persönliches und psychologisches Problem …, und Psychologie werde in der Politik nicht sehr geschätzt.

Deutschland könne zwischen einem Europa ä la Jean Monnet mit einer föderativen Struktur und einem Europa mit eher lockerer Bündnisstruktur mit einem dominierenden Deutschland im Zentrum wählen, glaubt der Historiker George Valance.

Gillet Martinet meint, das 18. Jahrhundert sei französisch, das 19. britisch gewesen, das 20. Jahrhundert werde deutsch sein. Der englische Minister Nicholas Ridley erklärte 1990 plump, die EG sei ein German racket mit der Aufgabe, Europa zu erobern, und verlor seinen Posten. Zwei Jahre später meinte die Financial Times, er habe vielleicht doch nicht so unrecht gehabt.

Deutschland ergreife das Ruder in Europa, warnt James Rollo vom Londoner Royal Institute of International Affairs. Früher hätten die Franzosen die Deutschen erpreßt, eigentlich hätten das ja alle gemacht, jetzt könnten sie machen, was sie wollen, und man müsse sich daran gewöhnen.

Was die Deutschen denn wollten, überlegt die französische »Ex­pansion«. Und »Le Point« pflichtet bei: »Une Europe allemande?« Das Bild der Deutschen habe sich in wenigen Monaten geändert, meint Der Spiegel. Der New York Times gefällt es nicht, wie die Deutschen anfangen, mit den Muskeln zu spielen, und verwendet mit assertiveness einen Begriff, der schwer zu übersetzen und eine Mischung aus »Energie« und »Arroganz« ist. Aber hat nicht Bush seinerzeit die Deutschen als »Hauptpartner in Europa« begrüßt? Man verlangt von Bonn eine Führungsrolle, will aber nicht, daß es sich an die Spitze stellt? »L‘Allemagne agace«, meint Yves Cau im »Express«.

Mit der aus 4200 Mann bestehenden deutsch-französischen Brigade in Böblingen wurde zweierlei, wenn nicht gar dreierlei bezweckt: Einerseits bringt Paris sie gegen die Amerikaner ins Spiel, andererseits verpflichtet sie Deutschland, die militärische Führung in der neuen Nato zu teilen, während für die Deutschen das besondere Band mit Paris eine Art Garantie, eine Verpflichtung ist, nicht der Versuchung eines zweiten Rapallo zu erliegen, das sich dieses Jahr zum siebzigsten Mal jährt.

Deutschland habe eine neue Art der Herrschaft begonnen, nicht mit Waffen, sondern mit der Deutschen Mark, meint Jaroslav Kabylka von Business International in Wien. Es werde den Osten mit seinen Bankiers erobern.

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