Anleitung, die Deutschen zu lieben

Kapitel I (2 Teil)

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Was sind typisch deutsche Eigenschaften? Fragen sich die Südamerikaner. 60 Prozent der Uruguayer, 63 Prozent der Kolumbianer, 71 Prozent der Bolivianer. 56 Prozent der Peruaner, 43 Prozent der Brasilianer nennen an erster Stelle Fleiß, an zweiter Ehrlichkeit, an dritter Kultur. Auf dieselbe Frage antworten die Asiaten in genau der gleichen Reihenfolge: »Tüchtige Arbeiter« sind sie für 64 Prozent der Thailänder, 53 Prozent der Malaien, 54 Prozent der Inder, mit dem einzigen Unterschied, daß vor der Ehrlichkeit noch der Mut kommt. Die Antworten ändern sich weder mit der Zeit – alle zehn Jahre seit den 50er Jahren bis zum Ende des Jahrhunderts wird nachgefragt – noch mit dem Breitengrad.

Wirklich einzigartig ist, daß die Meinung der anderen exakt mit dem übereinstimmt, was die Deutschen von sich selbst denken. Wie heißen die nationalen Tugenden? Fleiß. Stolz, Intelligenz, antworten 46 Prozent, gefolgt von 19 Prozent mit Gründlichkeit, Sauberkeit. Sparsamkeit. Wie perfekt, also unsympathisch. Und das wissen sie auch. Als Antwort auf die Frage: »Oft heißt es, die Deutschen seien in der ganzen Welt unbeliebt. Warum ist das Ihrer Meinung nach so?«, die das Allensbacher Meinungsforschungsinstitut kontinuierlich seit 1955 bis in unsere Tage stellt, glauben 17 Prozent, das liege an der mangelnden Offenheit gegenüber Fremden. Für vier Prozent (in den 50er Jahren waren es noch doppelt so viele) sind es die »schlechten Manieren« im Ausland. Die deutschen Touristen, die mit nacktem Oberkörper und Latschen an der Piazza del Popolo sitzen oder in Sankt Peter im Chor singen, wissen, daß sie sich schlecht benehmen, aber wie Schüler auf einer Klassenfahrt meinen sie, das sei in der Eintrittskarte inbegriffen und gehöre zum Vergnügen dazu. Schuldige mit Schuldgefühl.

Jeder Fünfte (22 Prozent) glaubt jedoch, es sei der deutsche »Fleiß«, weswegen der Deutsche jenseits der Grenze als unsympathisch gelte, und 19 Prozent behaupten kühn, es sei Neid auf die Industriemacht Deutschland. Unbeliebt, weil zu tüchtig, wie der Klassenprimus. Aber wir drücken uns um das Problem: Der Schlüssel sind Krieg und Nationalsozialismus. Merkwürdigerweise wird die Erblast des Dritten Reiches immer schwerer, je mehr Zeit seit Kriegsende vergeht. 1955 gaben 45 Prozent das Verhalten der deutschen Truppen im Krieg als Ursache für die Antipathie gegen die Deutschen an; dreißig Jahre später sind es 61 Prozent.

1955 geben nur 13 Prozent den Nationalsozialismus als Grund an; diese Zahl verdreifacht sich bis 1985. Die Generationen, die die Kriegsjahre und den Holocaust nicht miterlebt haben, fühlen sich verantwortlich, sind betroffen. Die Kinder mehr als die Eltern. Und aus dem Ausland erreichen uns Zahlen, die ebenfalls zu denken geben. Prägt der Holocaust das Deutschlandbild? In Frankreich bejahen dies nur 20 Prozent, in Spanien sind es 35 Prozent: wir Italiener sind mit 43 Prozent am meisten davon überzeugt. Mehr als Engländer; Holländer und Amerikaner. Vielleicht weil auch wir wohl oder übel etwas zu verbergen haben, ein schlechtes Gewissen haben, weil wir Verbündete waren? Davon distanziert man sich lieber.

In der Tat bestätigt dies die nüchterne Frage: Mögen Sie die Deutschen, ja oder nein? 56 von 100 Holländern und Schweden, 52 von 100 Franzosen sagen ja. Und wir? Mit 34 sind wir an letzter Stelle. Auf die Frage: Fühlen Sie sich den Deutschen nahe? steht Holland mit 44 Prozent an erster Stelle, gefolgt von Frankreich mit 39 Prozent. Die Italiener mit 15 Prozent wie immer an letzter Stelle, über­rundet sogar von den fernen Japanern mit 18 Prozent.

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