Anleitung, die Deutschen zu lieben

Italien gegen Deutschland 4 zu 3

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4 zu 3

Für Sportsfreunde, aber nicht nur für sie, ist die Beziehung ganz einfach und steckt in zwei Zahlen: Italien – Deutschland 4:3. In der (in Europa) magischen Nacht von Toluca sind die Erinnerungen einer ganzen Generation festgehalten, und der unsichtbare Drahtzieher hat auch wirklich keine Nuance ausgelassen. Die »Azzurri« hatten schon fast gewonnen und werden in letzter Sekunde von Legionär Schnellinger »verraten«. Die »Weißen« gehen in Führung. Rivera bereitet ein Tor vor, dann rennt er quer über den Platz und schießt den Ball ins Netz. Und Beckenbauer kämpft trotz Armverletzung. Zumindest im Fußball verlieren wir die Freundschaftsspiele und gewinnen jene Spiele, »die wirklich zählen«, aber dieses 4:3 hat eigentlich weder Sieger noch Verlierer. Weiße und Azzurri sind keine Gegner, sondern Interpreten einer Oper wie Capuleti und Montecchi in einem Julia und Romeo des Fußballs, der damals noch klassisch lederfarben war. Kaum sind hinter den Kulissen die Trikots ausgezogen, beglückwünscht man sich als Profis und Kollegen, die der ganzen Welt ein Schauspiel geboten haben.

Man kann die Nase rümpfen, aber für viele Menschen sind Fußballbegegnungen wichtiger als Goethe und Ludwig oder Overbeck. Boninsegnas »Trick«, der so tut (?), als falle er wegen einer leeren Dose in Ohnmacht, Günther Netzers wehendes Blondhaar, wenn er auf unser Tor zuflankt, sind ebensoviel wert wie die Summen der Zahlungsbilanz, für die Italien der wichtigste Partner der Bundesrepublik ist.

Das Fußballfeld ermöglicht auch sprachlichen Austausch. Catenaccio und Libero sind im Deutschen gebräuchliche Ausdrücke, auch außerhalb des Sports, wie bei uns. Aber die Mißverständnisse pflanzen sich fort. Panzer ist das häufigste Wort in italienischen Zeitungen, beklagt sich die »Frankfurter Allgemeine«, die Panzer von Bayern München und die Panzer der deutschen Industrie. Wir verwenden das Wort als Kompliment, sie aber denken, wir würden dabei an den Krieg denken, und sind beleidigt.

Solche Mißverständnisse können unabsehbare Folgen haben. »La Gazzetta dello Sport« schrieb, Steffi Graf sei mostruosa. »Bild« hielt diese Wertschätzung ihres sportlichen Könnens für ein ästhetisches Urteil und veröffentlichte den Kommentar auf der ersten Seite, woraufhin Tausende von erbosten Lesern drohten, ihren Urlaub in Italien zu streichen, wo man die Schönheit der geliebten Steffi zu bezweifeln wagte, die muskulös und doch so anmutig ist. Die Schuldigen haben vergebens versucht, einen Übersetzungsfehler vorzuschieben. Mostruoso ist im Italienischen auch ein Kompliment: cara, sei di una bellezza mostruosa kann nämlich auch: meine Liebe, du bist ungewöhnlich schön bedeuten.

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