Anleitung, die Deutschen zu lieben

Die multinationale Gesellschaft

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© il Deutsch-Italia
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De facto existiert die multikulturelle Gesellschaft bereits, und momentan ist sie ein kontrolliertes Chaos, wie eine Mixtur im Reagenzglas, die schäumt und raucht, ohne zu explodieren. Aber man muß nur einen Tropfen hinzufugen oder die Mischung unbesonnen schütteln, und schon kracht es. Die Türken sind die größte ausländische Gemeinde und anscheinend die ruhigste, obwohl es die Skinheads auf sie abgesehen haben. Vielleicht nicht von ungefähr.

Sie stören überhaupt nicht, sondern leben zurückgezogen, wie einst die Juden, und das reizt, besonders jene, denen es materiell und geistig schlechter geht als ihnen. Die Türken sind tüchtig und nehmen die Gelegenheiten wahr, die der Markt ihnen bietet. Sie würden ihren Laden auch die ganze Nacht geöffnet lassen, wie in London und Paris, wenn das Gesetz dies erlauben würde. Sie haben ein breites Angebot zu annehmbaren Preisen. Als wir von Bonn nach Berlin zogen, hatten wir die leichtsinnige Idee, einen Teil der Möbel nach Rom zu schicken und andere zu kaufen, die besser in eine preußische Mansarde paßten. Das Bett war auch weg. Wir schliefen drei Monate lang auf einem Bettsofa, bis uns endlich ein Bett geliefert wurde, das wir, ich schwöre es, ohne besondere Anspruche ausgesucht hatten. Nur die Türken hätten uns innerhalb eines Tages beliefert, aber unsere Anspruchslosigkeit hinsichtlich des Stils hatte ihre Grenzen.

Die Deutschen jammern, die Türken verdienen. Sie kaufen Haus und Auto und träumen als einzige noch von einem Mercedes, auch wenn sie sich am Anfang mit einer alten Kiste von zweifelhafter Farbe zufriedengeben, solange auf dem Kühler nur der dreizackigeStern prangt und sie im Urlaub damit bis in die Heimat gelangen, um beweisen zu können, daß es der Sohn in der Ferne zu Wohlstand und Erfolg gebracht hat. Der Krieg auf dem Balkan hat den stolzen, erfolgreichen Türken ein Problem beschert, aber einer ihrer Manager hat eine geniale Losung ersonnen. Er kaufte ein paar riesige alte Flugzeuge für den Transport von Truppen und Panzern und teilte sie in drei Etagen auf: die oberste für die Passagiere, die beiden unteren für die Autos. Mit fünf Personen und einem Mercedes zahlt man für die Strecke Hamburg­-Istanbul weniger als für die Fähre von Bari nach Griechenland, und hier kommt ja die verbleibende Strecke noch dazu.

Dieser Exkurs soll erklären, wie die Türken zu Geld kommen; sie erregen damit den Groll so manchen Glatzkopfs, der sie vielleicht weniger um den Mercedes als um den starken Familienzusammen­halt beneidet, der ihm fehlt. Also zünden sie ihre Häuser und die Frauen darin an. Nur in diesen extremen Fällen haben die Einwanderer vom Bosporus die Kontrolle verloren, Solingen (wo der bisher schlimmste Scheiterhaufen stattfand) und die Nachbarstädte auf den Kopf gestellt und die Ruhrautobahn blockiert; die Türken versichern, keine Schuld an den vollkommen sinnlosen Gewalttaten der Kurden oder der »Grauen Wölfe« zu haben, jenen Extremisten, zu denen auch der Papstattentäter gehören soll.

Hinter der geschlossenen Fassade ist die türkische Gemeinde durch Rivalitäten gespalten, die die deutschen Behörden verwirren. Banden junger Türken tun sich zusammen, um den Skinheads die Stirn zu bieten; rechte wie linke Türken verbunden sich mit deutschen Gruppen, die ihnen ideologisch nahestehen; und die Kurden regen sich über die Türken und die Deutschen auf, denen sie vorwerfen, die Regierung in Ankara nicht zu verurteilen, sondern ihr auch noch Waffen zu verkaufen.

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