Anleitung, die Deutschen zu lieben

Die Abgeordneten sind nicht bestechlich

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Es kommt eben darauf an. Weniger auf die Sünde als auf den Sünder. Lothar Späth, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, nahm Einladungen in die Karibik in Flugzeugen und auf Yachten der hiesigen Industriellen an (wofür er ihnen nichts gewährte). Er mußte zurücktreten, weil er leichtsinnig gewesen war, vielleicht auch weil er als möglicher Nachfolger Kohls galt, der damals in Schwierigkeiten steckte.

Sein Kollege und bayerischer Nachbar Max Streibl stolperte über eine ähnliche Geschichte. Er fuhr »zur Probe« Auto und Motorrad von BMW, Münchens »Hausfirma«, obwohl er kein Experte ist, und nahm vor allem Reisen nach Südamerika an, um einen Freund, einen Flugzeugkonstrukteur, in einer Sache zu vertreten. Seit damals heißt Tangentopoli auf deutsch Amigoland. Damit ist Bayern gemeint, aber die ganze Bundesrepublik verdient diesen Namen.

Was die Beschuldigungen betrifft, so soll der Amigo par excellence Franz Josef Strauß gewesen sein, der 1987 verstorbene Vorgänger Streibls, vorzüglicher press agent für die Unternehmen seines Landes, die ihn in ihre Aufsichtsräte aufnahmen. Der »bayerische Löwe« sagte offen, man könne mit allen Geschäfte machen, auch auf dem Rüstungssektor, nur Kuba und Nicaragua dürfe man keine Waffen verkaufen. Ich verschaffe meinen Landsleuten Aufträge und Arbeit, erklärte er. Und auch den einen oder anderen Vorteil sich selber, behaupten seine Gegner. Er soll zum Beispiel Amigo Zwick geholfen haben, der dank eines riesigen »Gesundheitszentrums« (ein bißchen Klinik und vor allem Luxushotel) und dank des Lasters, die Steuern zu hinterziehen, Millionär geworden war. Er flüchtet in die Schweiz, um dem Fiskus eine Rechnung über 30 Millionen Mark nicht zahlen zu müssen, wo ihn »der liebe Franz« besuchte und ihm seine Hilfe zusicherte. Als Gegenleistung überwies ihm Zwick jeden Monat 20 000 DM auf ein diskretes Zürcher Konto.

Strauß starb infolge eines Sturzes bei einer Jagdpartie, aber Versprechen müssen gehalten werden, und dafür sorgte die Schwester des »Löwen« dank der Verbindung zu ihrem Kindergartenfreund Streibl. Das Finanzamt gewährte ein Skonto: von 30 auf 8 Millionen Mark.

Geht es in Deutschland zu wie Italien? Man rechnet, daß jährlich 20 Milliarden Mark, die für den Aufbau der ehemaligen DDR bestimmt sind, in den Taschen der Spekulanten verschwinden, das sind etwas weniger als zehn Prozent der gesamten Investitionen. Wir bewegen uns also noch innerhalb eines tolerierbaren Rahmens. Und es gibt einen Unterschied. In Deutschland stiehlt man für sich oder für seine Partei, aber die notwendigen öffentlichen Arbeiten werden geleistet, und trotz des Schmiergeldes werden sie sogar gut gemacht. Sozusagen legen auch die Diebe Wert auf Effizienz.

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